Studenten, Karneval und der Tod

Der Postillion hat sich nochmals durch Gazetten und öffentliche Anschläge kundig gemacht und vertraut natürlich den Versicherungen, dass es in Duisburg niemanden gibt, der keine Wohnung hat. Da nicht sein kann, was nicht sein darf ist demzufolge der Tod eines Obdachlosen im Bahnhof von Duisburg auch gar nicht passiert. Zynisch wäre es anzumerken: Er sei wenigstens nicht wegen der Kälte gestorben...
Immerhin wurde schon reagiert: es gibt ein Zelt mit Notschlafplätzen am HBF. Von der Duisburger Straßenambulanz. Ein Mitarbeiter erklärt auch, warum trotz der Kälte Leute immer noch auf der Straße schlafen: „Aber einige Obdachlose kommen auch mit diesem Angebot nicht klar. Sie schämen sich, davon Gebrauch zu machen – wie viele ältere Frauen, die nur eine kleine Rente beziehen und eigentlich Anspruch auf Sozialhilfe hätten, sie aber dann doch nicht beantragen.“ Angesichts von Temperaturen bis minus zwölf Grad ist es aber selbst für hartgesottene Obdachlose zurzeit lebensgefährlich, auf der Straße zu schlafen. Bei dem Projekt muss niemand etwas bezahlen und sich auch nicht anmelden oder registrieren lassen, um die Hemmschwelle so niedrig wie möglich zu halten.

Wie schön: Duisburger Schüler müssen nicht erfrieren. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit aber in Duisburg wurde ja renoviert und gemacht und getan und deswegen stehts nochmal in der RP - man merkt, der Wahlkampf hat längst begonnen und alle sind dabei Punkte fürs Fleißkärtchen zu sammeln. Hybsche Daguerrotypie übrigens, liebe RP - aber sollte die nicht an anderer Stelle stehen?

Die Halbjahreszeugnisse sind noch nicht fällig und schon hagelt es schlechte Noten für Duisburg. Die These: Die Stadt Duisburg kann das studentische Publikum nicht fesseln. Der Beweis: Die Ergebnisse der unten genannten Studie. (Nun, es ist das Duisburg unter der Leitung unseres guten lächelnden Königs, da wundert einen dies nun auch nicht mehr.)
Eine Projektgruppe „Kommunales Politikmanagement“ aus 21 Studierenden des Masterstudiengangs Politikmanagement, Public Policy und öffentliche Verwaltung beschäftigt sich unter dem Slogan „DuisBÜRGER gesucht. Raus aus dem Hörsaal. Rein in die Stadt“ mit diesem Problem seit vergangenem November. Ausgehend von der Annahme, dass es der Stadt Duisburg offensichtlich nur unzureichend gelingt, die Studierenden an die Stadt zu binden, starteten sie eine Umfrage unter den 30 000 Studis an beiden Campi der Uni. [...] Im Einzelnen heißt das: „63 Prozent der Duisburger Studierenden bewerten das Image ihrer Universitätsstadt als lediglich ausreichend oder mangelhaft“, sagte Jürgen Bäumer, der die Daten vorstellte. Ergänzende Infos hat die WAZ: Immerhin, die Innenstadt bewertete ein Drittel der Befragten als „sehr gut bis gut”. Zum Vergleich: Die Innenstadt von Essen fanden zwei Drittel der Studenten „sehr gut bis gut”. Das studentische Leben in Duisburg, das Kulturangebot, das Nachtleben, Einkaufsmöglichkeiten wurde von der großen Mehrheit durchweg als „unattraktiv” empfunden. Einziger positiver Ausreißer: Das Angebot an Sport und Naherholung wurde von der Hälfte der teilnehmenden Studenten als „sehr gut bis gut” bewertet.
Hier liegt für den zukünftigen Oberbürgermeister noch viel Arbeit vor - dass die Stadt ausgerechnet denjenigen, die demnächst für die Zukunft hier vor Ort sorgen - oder auch nicht, wenn die Stadt nicht attraktiv ist bleiben die Leute nicht hier - keine attraktiven Angebote anbietet ist eigentlich schon ein kleiner Skandal. Es wäre begrüßenswert wenn sich das Campusradio mal der Thematik annehmen würde.

Hunde die bellen beißen nicht - das gilt auch für den Konflikt zwischen Hundebesitzern und der Stadt. Denn diese rudert jetzt aber sowas von heftigst zurück, dass man die Wellen noch in Düsseldorf sehen kann: „Die Schilder waren eigentlich gemeint als Hinweis, aber sie sind zu einem Verbotsschild geraten”, erklärte er im Gespräch mit der WAZ. Bis Ende des Monats hoffe er, Vertreter beider Parteien an einen Tisch zu bekommen, um nach einer Lösung zu suchen, die beiden Seiten gerecht werde. [...] Aus rein rechtlicher Sicht seien die Formulierungen auf den Schildern zwar richtig, doch habe man unglücklich formuliert, denn nicht alle Flächen sind verpachtet. „Man hätte vielleicht besser das Wort ,grundsätzlich' durch das Wort ,eigentlich' ersetzen sollen.” Auch die Angabe zur Leinenpflicht sei „missverständlich”. Es ist schön, wenn man Fehler offen eingestehen kann - noch schöner wäre es, wenn man wie in diesem Falle erst denkt, dann Schilder macht. Sonst kommt es noch zu wahren Schildbürgern...

Werfen wir noch einen Blick nach Homberg, bevor wir uns dem Karneval zuwenden - eigentlich ist das eher etwas fürs Homberger Netzwerk, dass hier auch verlinkt ist aber seltsamerweise finde ich (noch?) nichts dazu. Eigentlich sollten beim Wort SPD ja auch die üblichen - ähm - kritischen - ähm - Beiträge folgen:Den stürmischen Zeiten zum Trotz, verzeichne sein Ortsverein seit April vergangenen Jahres 19 Neuzugänge. Damit seien die neun Parteiaustritte und sechs verstorbenen Mitglieder in 2008 kompensiert. Insgesamt 254 Genossen gehören dem Ortsverein an. Mehr noch: Im internen Wettrennen des SPD-Unterbezirks Duisburg, neue Parteimitglieder zu werben, sei der Homberger Ortsverein gut aufgestellt. Zudem kann sich Paschmann über die beiden jüngsten als auch den ältesten Neuzugang im Stadtgebiet freuen. Ah - jetzt weiß ich warum da nichts zu finden ist: Man kann ja schlecht darüber meckern, dass die SPD neue Mitglieder bekommt. Na, liebe Linke: Wie siehts denn in Homberg bei euch aus?

Die Finanzkrise ist in Duisburg angekommen! Wirklich! Echt! Denn nur die Finanzkrise kann daran schuld sein dass die traditionelle Altweiber-Feier in der Mercatorhalle abgesagt wurde. Denn: Man kann die Preise dort nicht bezahlen, so wird in der RP moniert. Der Postillion spendet ein wenig Beileid für alle Närrinnen und Narren, die dann wieder das Rathaus stürmen werden. Manchmal allerdings kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die das Rathaus gar nicht mehr verlassen wollen...

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