Schnee in Duisburg und soziale Kälte

Dass es hierzulande schneit und der Schnee auch noch liegenbleibt, das hat man nicht allzuoft im Ruhrgebiet. Sehen wir mal von dieser merkwürdigen Erscheinung ab, in der sich rund um Industriegebiete ab und an kleine weiße Flecken bilden. Ja, es ist verdammt kalt in Duisburg. Auch in menschlicher Hinsicht. Die WAZ hat einen Obdachlosen zu seine Situation in Duisburg befragt: Auf eisigen, nassen Steinen, bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt ist an erholsamen Schlaf nicht zu denken. Die Kälte zehrt die letzten Reserven auf. Und doch gibt es auch in Duisburg Menschen, die dieses Schicksal erdulden, die „auf der Platte” leben. [...] Die Aktivitäten von Vereinen wie „Gemeinsam gegen Kälte”, „Bürger für Bürger”, den Duisburger Tafeln oder der Diakonie sind in hohem Maße von Spenden abhängig. Schon kleine Ausfälle oder unvorhergesehene Pannen wie ein defekter Lieferwagen können die Organisationen an den Rand ihrer Leistungsfähigkeit bringen.
Mit Erstaunen kann man fernerhin lesen, dass die Stadt ein Herz für Obdachlose hat - erinnere ich mich doch an Zettel an den Türen der Wartehallen der Bahn, die extra darauf hinwiesen, dass die relativ warmen Räume ebend nicht als Übernachtungsmöglichkeit ausgelegt sind: Die Stadt vereinbarte mit dem Bahnhofsmanagement und der DVG, dass der Zugang zur U-Bahnstation am Hauptbahnhof während der kalten Jahreszeit auch nachts geöffnet bleibt. Zudem steht im Bahnhof ein beheizter Wartesaal zur Verfügung. Ausdrücklich sei dort von den Betreibern „unter Beachtung der Hausordnung der Aufenthalt betroffener Personen geduldet”.
Es ist natürlich schön, dass die Stadt soetwas macht. Andererseits: Sollte man das Problem nicht besser an der Wurzel packen und dafür sorgen, dass ehrenamtlich arbeitende Vereine einen Obolus aus dem Stadtsäckel bekommen? Ein Wunschtraum, zugegeben, aber der Postillion darf auf der Kutsche auch schon mal etwas tagträumen.

Kalt ist es momentan auch an den Ufern von Rhein und Ruhr. Da ist es nicht nur das derzeit frostige Wetter, nein: Die Diskussion um das Verbot, an Schäfer verpachtete Flächen an den Ufern von Rhein und Ruhr zu betreten, wird auch zum Beginn des neuen Jahres weitergehen. [...] Die „Duisburger Hundefreunde” haben einen ganzen Fragenkatalog zusammengestellt, den sie von der Stadtverwaltung beantwortet haben wollen. Sie interessiert dabei auch die Frage, ob es nicht eine Ratsentscheidung hätte geben müssen, um die Flächen, die der Stadt-Tochter Immobilien-Management Duisburg (IMD) gehören, für die Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich zu machen. Ferner wird auch die Frage gestellt, ob tatsächlich Mitarbeiter des Ordnungsamtes Bußgelder an Personen verhängen sollen, die sich nicht an das Verbot halten. „Könnte die Stadt dann bitte auch in privaten Gärten kontrollieren und Bußgelder an diejenigen verteilen, die manchmal über den Zaun klettern?” fragen die Duisburger Hundefreunde mit Hinweis, dass das Gelände schließlich ja an die Schäfer verpachtet worden sei. Die Hundefreunde bohren weiter und fragen auch danach, ob die Stadt sich um Alternativlösungen bemüht habe.
Antworten auf all die Fragen dann in der nächsten Ratssitzung...

Viktoria, die EDV bei der ARGE ist wieder da, der Betrieb konnte wieder aufgenommen werden!

Zuletzt der Hinweis auf eine Ausstellung, die eigentlich im NS-Dokumentationszentrum zu sehen sein sollte wenn es das denn hier schon gäbe: Vier Schicksale von Duisburgern die im KZ umkamen dokumentiert die Wanderausstellung, die bis zum 18. Januar in der Salvatokirche zu sehen sein wird. Kritisch beleuchtet wird dabei die Rolle der Diakonie in der Nazizeit: In der Vorab-Präsentation gestern in der Salvatorkirche führte Sieghard Schilling, Geschäftsführer der Diakoniewerk Duisburg GmbH, aus, dass es auch heute wichtig sei, mit Ausstellungen und Themen wie diesem gegen die Vorurteilsbildung anzukämpfen. [...] Auf großen Stellwänden der Wanderausstellung der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe e. V. wird dokumentiert, wie es Wohnungslosen im Dritten Reich erging. Von der ersten Bettlerrazzia 1933 über die Aktion „Arbeitsscheu Reich“ 1938 bis zur planmäßigen Ermordung der Juden lässt sich eine gemeinsame Linie in der Vernichtungspolitik des NS-Regimes ziehen. [...] Mit Philipp S., Wilhelm P., Karoline G. und Gertrud J. wird mit vier Duisburgern in der Ausstellung dargestellt, wie ihr „Abstieg“ vonstatten ging – bis zu ihrem Tod in Konzentrationslagern. In Duisburg gibt es heute offiziell keine Obdachlosen, wohl aber, so Roland Meier, Fachbereichsleiter Wohnungslosenhilfe beim Diakoniewerk Duisburg, zehn bis 15 Menschen, die in Zelten oder Parks schlafen.
Toll - wir leben also in der beste aller Städte! Was wohl Candide von Voltaire dazu gesagt hätte, dass es einerseits gar keine gibt, aber immerhin um die 15 Personen in der Stadt auf der Platte schlafen. Dazu gehört übrigens auch jemand, der regelmäßig abends in der Filiale der Deutschen Bank auf der Oststraße gesichet wird. Die Bank hat mit dem ein Problem und laut Zettel in der Filiale hat sie ihn angezeigt - und bittet um Mithilfe, wenn er wieder in der Filiale gesehen wird. Der Postillion hat zwar Verständnis dafür, dass die Deutsche Bank es nicht so gerne hat wenn der kleine Raum Nachts etwas - ähm- verdünstet wird, hält aber den Aufruf der Denunziation für umöglich...
filmfacts - 3. Jan, 14:19

Mit den Hunden, das ist schon ätzend. Bei uns auf der riesigen Wiese tummeln sich auch immer häufiger Spaziergänger mit ihren Kälbern großen Hunden und finden das selbstverständlich. Auch das die Viecher dorthin kacken. Was die wohl sagen, wenn ich einfach auf deren Grundstück scheiße? Und was ich wohl sage, wenn ich beim Heu machen in den Hundekötteln rumlaufen muß?

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Prospero - 31. Jan, 00:20

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